Seleukidenreich

Seleukidenreich
Seleukidenreich,
 
eines der drei Großreiche der hellenistischen Staatenwelt, 312 v. Chr. von Seleukos I. Nikator östlich des Euphrat begründet, bestand bis 64 v. Chr. Es umfasste beim Tod Seleukos' I. (281 v. Chr.) fast ganz Vorderasien und reichte im Osten beinahe bis zum Indus; aber schon im 3. Jahrhundert gingen große Teile Irans an die Parther und durch den Abfall Baktriens verloren. Kernland des Seleukidenreichs war Nordsyrien (Hauptstadt seit etwa 300 v. Chr. Antiochia am Orontes). Antiochos III., des Großen (223-187 v. Chr.), stellte noch einmal für kurze Zeit den ganzen Umfang des Reiches wieder her; doch schon mit seinem Krieg gegen Rom begann der Niedergang (Schlacht bei Magnesia am Sipylos, heute Manisa, 190 v. Chr.). Den letzten Seleukiden, Philipp II. (65/64 v. Chr.), setzte Pompeius ab, der Syrien zur römischen Provinz machte.
 
Die Einteilung des Seleukidenreichs in Satrapien nach persischem Vorbild konnte wegen der Heterogenität der Reichsteile nicht auf lange Sicht zu einer funktionierenden Staatsverwaltung führen; sie förderte im Gegenteil die Selbstständigkeit von Statthaltern und Lokaldynasten. Die Sonderstellung einzelner Stadtstaaten, von Tempelstaaten und von Dynasten, die von der direkten Beherrschung durch die Statthalter ausgenommen waren, komplizierte den Staatsaufbau weiter. Energische Bemühungen der Seleukiden um Ausbreitung griechischer Zivilisation und Kultur (besonders Neu- und Wiedergründung von Städten im Mittelmeerraum, z. B. Antiochia und Apameia am Orontes, Dura-Europos, Latakia, Seleukeia am Tigris, Antiochia in Pisidien) machten ihre Epoche trotz deutlichen Spuren von einheimischer Opposition zu einer Zeit des allgemeinen Fortschritts für die betroffenen Länder. Auch in anderen Städten förderten sie die Bautätigkeit (z. B. in Sardes, Artemis-Kybele-Tempel). Unter den Seleukiden breitete sich hellenistische Kultur weit nach Osten aus, ihr Einfluss reichte (über die Seidenstraße) bis Zentralasien sowie nach Nordwestindien, wo er in der Kunst fassbar wird (Gandharakunst; Kunst in Turfan).

Universal-Lexikon. 2012.

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